Notizen zur Gwosdz(i)aner / Skrzidlowitzer Glashütte

eine private Internetseite - Stand Juli 2007
erstellt von Astrid Dolejsch
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Auf der Suche nach unseren Glasmacher-Vorfahren stießen wir auf die Gwosdz(i)aner Glashütte.

Der Ort Gwosdzian liegt an der Straße zwischen Guttentag und Lublinitz. Er gehört (kath.) zum Kirchspiel Guttentag, südöstlich von unserem bisherigen Orten Murow bzw. Brinnitz. Die Glashütte befand sich nach Czihak (1) auf Schrzidlowitzer Grund, weshalb auch in den katholischen Kirchbüchen von Pawonkau Einträge von Glasmachern zu finden sind.

Mehr zu Gwosdzian kann man beim "Triest" nachlesen.

Kartenausschnitt von 1910
Karte aus dem Internet:
Military Mapping Survey of Austria-Hungary

Bei Czihak (1) finden wir auf S.32 (bei der Beschreibung der oberschlesischen Glashütten):

11. B r z i n i t z (Brzenitz, Bzenitz, nicht zu verwechseln mit Brinnitz) oft GWOSDZIAN benannt, Kreis Lublinitz, eine Meile von der Kreisstadt an der Guttentager Strasse auf Skrzidlowitzer Grund gelegen) und daher auch oft mit dem Namen SKRZIDLOWITZER Hütte vorkommend, wurde 1761 auf nachgesuchte Konzession von der damaligen Besitzerin, verwitweten Oberstlieutenant von Podewils angelegt. 1763 ist sie im Besitz eines Herrn von Frankenberg, welcher sie an 2 Brüder, Glasmacher aus Mähren, verpachtet hatte; es wurde jedoch damals nur gemeines Glas fabriziert. 1773 gehört sie dem Oberst von Boyen, 1796 ist Herr von Sobottendorf Eigentümer der stillstehenden Hütte. 1805 wird die Hütte zu Skrzidolitz wieder betrieben. In der Nähe dieser Hütte entstand

12. die nach GUTTENTAG, RENDZIN (Redzina) oder ZWOOS, Kr. Lublinitz, benannte Hütte.





Ausgangspunkt für unsere Suche in den Pawonkauer Kirchenbüchern war ein Heiratseintrag von 1800 aus dem Brinnitzer Kirchenbuch:

Glashütte, den 2. Februar 1800
Sind allhier getraut worden der Junggeselle Franz Grainer Sohn des verstorbenen Johannes Grainer Glasmacher aus der Gwosdzaner Glashütte mit der Jungfer Agnes Tochter des verstorbenen Lorenz Cichy Einlieger von Murow jetzt halten sich beide auf der Czarnowanzer Glashütte
hat copuliert P.Laurentius Rinke
Zeugen:
Valentin Kawka Glasmacher, Michael Bischof dito, beide von Glashütte
Alter: Bräutigam 22 Jahre; die Braut 21 Jahre


Unser Spitzenahne Johannes Greiner war demnach Glasmacher in Gwosdzan und um 1778 ist sein Sohn Franz (=der Bräutigam) geboren. Sein Geburtseintrag fand sich im Pawonkauer Kirchenbuch.

1778_30 / Schrzidlowitz
* 16.5.1778 Frantz Anton
Sohn des Glasmachers Johann Grainert und Catharina geb. Polakin
Zeugen: Woytek Zablonka ??? Schrzidlowitz, Gregorius Czudey aus Poremba, Agnetis Kawaltzova ?? aus Schrzidlowitz

Franz GREINER arbeitete ab 1800 in der Czarnowanzer Glashütte (Murow) und bereits 5 Monate nach der Hochzeit läßt er dort das erste von insgesamt 18 Kinder taufen. Zwischen 1809 und 1820 hält er sich jedoch in der Rendziner Glashütte auf.

Sein Vater, Johann GREINER starb bereits 1780, seine im selben Jahr geborene jüngere Schwester Marianna wird bereits von der Witwe Catharina geboren.

1780_4
Schrzidlowitz, den 21.Febr
ist allhier beerdigt der Johann GRAINER GlaßaMeister
welcher den 18.C. umb 10 Uhr in der Nacht gestorben war
56 Jahre / an der Geschwulst

Wir sind uns sicher, dass unser Spitzenahne Johann GREINER einer der bei Zoedler (2) genannten Brüder Johann und Georg GREINER ist.
1765 wurde der Name GREINER bereits in Zusammenhang mit einem Glasmeister genannt.

1765_6 , den 6.Dezember 1765
* 6.12.1765 Joannes Sohn des Glasgesellen Thomas KORT und Hedvige NOWATOWKIN
Zeugen: Carolus Frey Glasgeselle, Theresia Greinerin Glasmeisterin
und Marianna Kortin Glasgesellin alle von da = Dorf Skrzidlowitz

1767 (also kurz nach der Gründung der Gwozdzaner Hütte) wird im Taufregister ein Glasmeister Johann GREINER als Zeuge einer Taufe genannt.
Eine Theresia Greiner ist uns als Frau des Georg Greiner aus Murow bekannt.

Vermutlich sind die Brüder Johann und Georg bereits über 50 Jahre alt, als sie die Hütte von Skzridlowitz betreiben, denn von keinem finden sich im Taufregister ab 1765 Taufen von Kindern (abgesehen von den o.g.Geburten 1778 und 1780).

Berücksichtigt man den Sterbeeintrag der Frau des Johann Greiner

1775_30 Schrzidlowitz, den 27.May
ist allhier beerdigt Anna GRAINERIN GlaßMeisterin des Johann GRAYNER
welche den 27.C. umb 6 Uhr Nachmittag gestorben
70 Jahre / altershalber

und die Altersangabe bei der Hochzeit des Witwers Johann GREINER 1777,

1777_1 Hochzeit am 25. Januar 1777 in Schrzidlowitz
der Witwer und Glasmeister Johann GRAINERT
mit der Jungfer Catharina POLKIN aus Schrzidlowitz
Alter der Brautleute: 60 und 20 Jahre

so schätzen wir das Geburtsjahr des Johann Greiner deutlich vor 1720. Er könnte ein Bruder des Glasmeisters Franz Greiner der Czarnowanzer Glashütte (Murow) sein.


Nach dem Tod des Glasmeisters Johann Greiner 1780 wird Franz Schyier (verheiratet mit Hedwig Jakschikowkin) sein Nachfolger. Durch Auswertung der Pawonkauer Kirchenbücher können wir sein Wirken bis 1801 nachweisen. Im selben Jahr heiratet eine seiner Töchter wiederum einen Glasmeister mit dem Namen GREINER. Dieser Hochzeitseintrag ist besonders interessant, da der Bräutigam Michael Greiner aus Orzesche, einer der ältesten Glashütten in Oberschlesien kam.

1801_11 Hochzeit am 1.Juny 1801 in Schrzidlowitz
Junggeselle und Glasmeister aus Orzesche Michael GREINER
Jungfer Maria Tochter des Glasmeisters Franz Schyier aus Schrzidlowitz
Alter der Brautleute: 25 (29?) und 19 Jahre
Zeugen: Johann Bischoff Glasgeselle aus Schrzidlowitz und Laurentz Juraszczyk aus Schr.

Zu diesem Zeitpunkt sind wohl die Mehrzahl der Glasarbeiter bereits von der Skrzidlowitzer zur nahe gelegenen Rendziner Glashütte (nördöstlich von Guttentag) abgewandert.

Fechner schreibt auf S.116 der Glasmeister der Gardawitzer Glashütte sei 1801 Franz Schier gewesen. Vermutlich ist also der Glasmeister Franz Schyier aus der Skrzidlowitzer Hütte nach Gardawitz gewechselt, diese entweder vorher oder durch den Wechsel nicht weiterbetrieben worden, also im Jahr 1801 eingegangen.


In den Kirchbüchern von Guttentag wird die Gwosdzaner Glashütte ebenfalls belegt und zwar durch eine Hochzeit von 1776.

1776_21 / S.77
Gwozdzan, den 19.Juli 1776
Den 19. wurde in allhiesiger Kirche getraut der ehrbare Junggeselle Georg Ditzko (?) Glasa Mayster aus der Gwozdzaner Glashütte mit der ehrbaren Jungfrau Susanna Poselin(?) Kammermädchen bei der Herrschaft ??
Zeugen waren
Carl Friedrich Milser (?) Kammerdiener ? und Thomas Spiela Vogt (?) in Gwozdzan
Alter der Brautleute: 24 und 20 Jahre

Der Glasmeister der Gwosdzaner Glashütte hieß demnach um 1775 Georg Ditzko und bei einer Hochzeit 1788 in Gwosdzan wird als Zeuge der Glasmeister Franz Zacher genannt.
Dieser Widerspruch zu den Ergebnissen der Auswertung der Pawonkauer Bücher läßt sich momentan nicht erklären.
Es mag sein, dass um 1780 zwei Glashütten die Bezeichnung "Gwosdzaner Hütte" trugen. Eine davon lag in größerer Nähe zu Skrzidlowitz und die Glasmacher dort gingen in die Pawonkauer Kirche und die andere lag näher zum Ort Gwosdzian und gehörte daher in den Einzugsbereich der Guttentager Kirche. Die Skrzidlowitzer Hütte scheint um die Jahrhundertwende erloschen zu sein, während aus der zweiten die Rendziner Glashütte hervorgegangen ist.
Jedenfalls finden sich nach 1788 im Guttentager Kirchbuch keine Eintragungen mehr über die Gwodzianer Glashütte. Bei Czihak 1) kann man nachlesen, dass die Skrzidlowitzer Hütte bereits 1796 still stand.
Für die Rendziner Hütte lassen sich dagegen im Guttentager Kirchbuch ab 1790 zahlreiche Einträge von Glasmachern finden. Teilweise findet man Familien wieder, die zuvor in der Skrzidlowitzer Hütte gearbeitet hatten. Andere sind von Skrzidlowitz zur Czarnowanzer Glashütte (Murow) abgewandert.

In der Skzridlowitzer Glashütte arbeiteten außer den bereits erwähnten Familien:

Johann BALDERMANN / Rosalia GREINER
Sie lassen in Pawonkau sechs Söhne taufen. Der Verbleib der Familie ist ungeklärt.

Josef KAWKA / Hedwig SZCZEPANY
Sie wandern zur Rendziner Glashütte ab.

Nicolay SCHAL / Barbara PUCH
Nicolay Schal (auch Schaale) versteht sich auf die Herstellung von Kristallglas. Er wandert zur Czarnowanzer Glashütte (Murow) ab, wo Barbara stirbt und der Witwer Nicolay ein zweites Mal heiratet.

Andreas KAWKA / Helena CODWALONKIN

Andreas MAX (geboren 1753/55), vermutlich Sohn des Freygärtners Stanislaus Max und Marianna DIHEIKONKA aus Skrzidlowitz, könnte der älteste Sohn gewesen sein, trotzdem bleibt er nicht auf dem Hof, sondern heiratet 1780 die junge Witwe des Glasmeisters Johann Greiner. So wird er zum Stiefvater von dessen erst 2-jährigem Sohn Franz GREINER und der erst 3 Monate alten Marianne, die jedoch noch als Kleinkind stirbt.
Andreas hat mit Catharina mindestens fünf Söhne. Aus den Taufeinträgen sieht man, dass die Familie etwa 1790 zur Rendziner Glashütte abwandert.
Catharina muss vor 1815 gestorben sein, denn im gleichen Jahr heiratet Andreas in Rendzin die Witwe Maria des verstorbenen Schneiders Carl Nimbs. Bei dieser Hochzeit soll Andreas 60 Jahre alt gewesen sein. Er stirbt 80-jährig am 7.April 1833.
Einer seiner Söhne, der 1784 geborene Sebastian Max wird Glasmacher und arbeitet sicher viel mit seinem Halbbruder Franz Greiner zusammen. 1811 heiratet Sebastian in Rendzin Magdalena, die Tochter des Freybauern Valentin Benkowski von Goraschcze. Sebastian bleibt wohl in Rendzin, während vier seiner Kinder später bei der zur Czarnowanzer Glashütte (Murow) heiraten. Sebastians Halbbruder Franz GREINER war bereits vor 1821 von Rendzin wieder zur Czarnowanzer Glashütte zurück gegangen.

Johannes BISCHOFF und Eva URBANKOWKIN
Ihre Tochter Marianna, 1766 geboren, heiratet Martin Max, vermutlich ein jüngerer Bruder des o.g. Andreas Max. Marianna und Martin Max haben 11 Kinder, mindestens ein Sohn Simon, geboren 1791 wird Glasmacher in Rendzin.
Sohn Johann Bischoff, geboren 1768 wird ebenfalls Glasmacher und
Tochter Sophia Bischoff, geboren 1777 heiratet Lorenz JURASZCZYK, Sohn des Robothbauern Joseph JURASZCZYK, der ebenfalls Glasmacher in Skrzidlowitz und Rendzin ist.


Diese und andere Personen aus dem Pawonkauer Kirchenbuch stehen als HTML-Auswertung bzw. gedcom zur Verfügung. In Skrzidlowitz sind einerseits Glasmacherfamilien eingewandert (GREINER; KAWKA; SCHALE; BALDERMANN) und andererseits aus Freybauern-Söhnen Glasmacher geworden (BISCHOFF; MAX; JURASZCZYK).

Diese Seite steht als PDF-Datei (5 Seiten) zur Verfügung.


Quellen:
1.) E.v.Czihak: Schlesische Gläser
Eine Studie über die schlesische Glasindustrie früherer Zeit nebst einem beschreibenden Katalog der Gläsersammlung des Museums schlesischer Altertümer zu Breslau
Breslau 1891

2.) Dietmar Zoedler: Schlesisches Glas, Schlesische Gläser

3.) Prof.Dr.H.Fechner:
Die schlesische Glasindustrie unter Friedrich dem Großen und seinen Nachfolgern bis 1806
Breslau 1892
erschienen im Band 26 der Zeitschrift des Vereins
für Geschichte und Altertum Schlesiens
Seite 89

4.) Felix Triest:
Topographisches Handbuch von Oberschlesien Erste Hälfte 1894

5.) Verfilmungen von katholischen Kirchbüchern aus Brinnitz , Guttentag und Pawonkau.


© 2005 by Astrid Dolejsch