Über Glashütten und Glasmacher in Oberschlesien

aus meinen Notizen zusammen gestellt

eine private Internetseite - Stand Oktober 2006 (noch nicht alle Links funktionieren!)
erstellt von Astrid Dolejsch


Da mein Urgroßvater nachweislich in 5.Generation Glasmacher in Murow war, interessiert mich dieses spezielle Thema im Rahmen meiner Familienforschung.

Auf dieser Seite werden allgemeine Informationen zu Glashütten in Oberschlesien gegeben bzw. Verweise auf einzelne Hütten gemacht, soweit diese bereits Gegenstand einer intensiveren Beschäftigung waren.

Neben den Hüttenstandorten werden die Glasmacher-Sippen vorgestellt, die sich in der Literatur finden lassen bzw. die aufgrund eigener Kirchbuch-Recherchen zusammen gestellt wurden.

Kartenmaterial aus dem Internet:
Military Mapping Survey of Austria-Hungary



Gab es vor dem ersten schlesischen Krieg (1740) in ganz Schlesien nach Czihak (2) elf Glashütten, so vermehrten sich unter Friedrich dem Großen die oberschlesischen Hütten bis 1780/90 auf etwa 30 Hütten. Nicht alle diese Hütten überlebten den Weg ins Industriezeitalter, jedoch die für uns interessanteste Hütte in Murow war immerhin bis 1996 in Betrieb.

Zu den wenigen Hütten, die bereits vor Inbesitznahme Schlesiens durch Friedrich den Großen 1742 bestanden, gehörten nach Fechner (3) neben Orzesche nur die Hütten zu
Schreiberau (zwei Hütten), Wiesau, Freudenberg, Kaiserswalde, Leschzin, evtl. Mokrau und Myslowitz.

Soweit sie in Oberschlesien liegen, zeigt sie die folgende Überblickkarte. Überblick besonders alte Glashütten in OS


Stein

Leschzin

Orzesche

Gardawitz / Moscisk

Mokrau

Myslowitz

Wessolla





Fechner (3) beschreibt sehr ausführlich, das besondere Interesse Friedrich des Großen an der Gründung von Glashütten in Schlesien.
Oberschlesien eignete sich in besonderem Maße dafür, weil es damals noch ausgedehnte Wälder gab.
Im Mittelalter wurden Glashütten einfachster Art gebaut, die ihren Standort häufiger wechselten, da sie sozusagen dem Wald "nachwanderten". Das von ihnen produzierte Glas wurde als Waldglas bezeichnet und galt infolge seiner grünlichen Farbe als weniger wertvoll als das zum "Qualitätsmaßstab" erhobene durchsichtige venezianische Glas.
Auf den gerodeten Flächen solcher Waldglashütten wurden nicht selten Kolonien, also neue Dörfer gegründet; der preußische König hatte großes Interesse an der Besiedlung Schlesiens.

Die Namen solcher Glashütten wechseln daher, gelegentlich weist der Name auch auf den Besitzer hin.

So liegt die Czarnowanzer Glashütte beispielsweise nicht in der Ortschaft Czarnowanz (Klosterbrück), sondern in Murow. Das Czarnowanzer Kloster war lediglich in den ersten 50 Jahren ihres Bestehens der Eigentümer.

Die Gwosdzaner Glashütte heißt auch Brzinitzer oder Skrzidlowitzer Hütte und die Rendziner Glashütte wird nach Guttentag oder Zwoos benannt.

Überblick Glashütten in OS Glashütte Thule / Marienfelde

Czarnowanzer (Murower) Glashütte
mit den Filialhütten in Kupp, Horst und Grabczok

Gwosdzaner (Skrzidlowitzer) Hütte

Renziner (Guttentager Zwoos) Hütte

Wendzin

Koselwitz (Koslowitz)

Bodland

Polnisch Würbitz
Simmenau - Ferdinandshütte


Busow (Budsow) und Radau / Radow






Karte 36_51 aus Military Mapping Survey of Austria-Hungary.


Glashütte Ollschin
Karte (zusammengesetzt) aus Military Mapping Survey of Austria-Hungary.

Glashütte Ollschin / Boronow / Dembowaga











Czihak (2) veröffentlichte auf S.207 ein Verzeichnis sämtlicher in Schlesien vorkommenden Hütten vom 14.Jhd. bis 1890 und gibt dabei 136 Namen an. In einer weiteren Liste ab S.220 benennt er die noch 1890 vorhandenen Glasbetriebe - es sind 86 für Schlesien bzw. nur noch 10 für Oberschlesien.

Czihak beschreibt in seinem Artikel "Die Träger der Glasindustrie" nur die Familie PREUSSLER und ROHRBACH ausführlicher.
Die Glasmeister der übrigen Hütten gelten bei Czihak (S.50) "als mehr oder minder blos handwerksmässig gebildete Männer", auf den oberschlesischen Hütten meist aus Böhmen und Mähren herübergekommene Glasarbeiter.

Fechner (3) dagegen nennt deutlich mehr Glasmeister auf den verschiedenen Hütten namentlich und es fällt ein Name besonders häufig: GREINER.
Mitte des 18.Jhd. hatten folgende Hütten einen Hüttenmeister dieses Namens:
1739 Anton Joseph GREINER in Leschzin
1755 Nicolaus GREINER in Stein (vorher Myslowitz)
1764 Franz GREINER in der Czarnowanzer Glashütte
1761 die Brüder Johann und Georg GREINER in der Gwosdzaner Glashütte und
1838-1860 bestand eine Firma F.Carl GREINER in Orzesche.


Die Durchsicht der Brinnitzer Kirchbücher, in dessen Einzugsbereich die Czarnowanzer Glashütte liegt, bestätigten die Angaben aus der Literatur. Zusätzlich fanden sich aber auch Einträge, die einen noch älteren Glasmeister namens GREGOR GREINER belegen.

Auch nach der Durchsicht der Pawonkauer Kirchbücher, in dessen Einzugsbereich die Gwoszianer (Skridlowitzer) Glashütte liegt, können Angaben aus der Literatur bestätigt, aber auch ergänzt werden.




Quellen:
1.) Dietmar Zoedler:
Schlesisches Glas, Schlesische Gläser
Würzburg 1995
ISBN 3870572086
Kurzbeschreibung

2.) E.v.Czihak: Schlesische Gläser
Eine Studie über die schlesische Glasindustrie früherer Zeit nebst einem beschreibenden Katalog der Gläsersammlung des Museums schlesischer Altertümer zu Breslau
Breslau 1891

3.) Prof.Dr.H.Fechner:
Die schlesische Glasindustrie unter Friedrich dem Großen und seinen Nachfolgern bis 1806
Breslau 1892 erschienen im Band 26 der Zeitschrift des Vereins für Geschichte und Altertum Schlesiens

4.) P.Rochus Scheitza S.V.D.
Die Prämontratenser im Kloster Czarnowanz

5.) Verfilmungen von katholischen Kirchbüchern aus Brinnitz und Guttentag


© 2005 by Astrid Dolejsch